"Systemrelevant" & "Lost"

Systemrelevant im Deutschen, coronagraben im Französischen, pandemia im Italienischen und mascrina im Rätoromanischen sind die Wörter des Jahres in der Schweiz. Auf den zweiten und dritten Plätzen folgen Maskensünder und stosslüften, gestes barrières und luttes, responsabilità und distanza sowie extraordinari und positivitad.

Platz 1: systemrelevant
Applaus und Überlastung, Streikgedanken und Abgrenzungsfragen – Unruhe kommt ins System mit der Einstufung des Bundesrates, welche Sektoren unabdingbar sind für das Wohlergehen der Gesellschaft und das Funktionieren der Wirtschaft. Überlange Arbeitszeiten einerseits, Kurzarbeit und zunehmende Konkurse anderseits führen zu verschiedenen Forderungen: höhere Grundlöhne, mehr Anerkennung und finanzielle Entschädigungen für die coronabedingten Ausfälle. Und gleichzeitig beschäftigt die Frage: Sind wir nicht alle relevant in diesem System?

Platz 2: Maskensünder
Wer ohne Gesichtsmaske unterwegs ist, wird als Maskensünder bezeichnet. Denn es gilt eine schweizweite Maskenpflicht, ohne Wenn und Aber, unübersehbar, unüberhörbar. Um uns gegenseitig zu schützen, sollen wir Hygienemasken, industriell gefertigte Textilmasken oder medizinische Gesichtsmasken tragen, die Mund und Nase bedecken. Während die einen die Maske als zentrale Massnahme in der Pandemiebekämpfung erachten, sehen die anderen darin einen Eingriff in ihre persönliche Freiheit. So oder so: Gebüsst wird, wer oben ohne ist.

Platz 3: stosslüften
Es zieht durch die Zimmer und Gänge, durch die Haare pfeift ein eisiger Wind – wir sind am Stosslüften. Was bisher von Vermietern in der kalten Jahreszeit propagiert wurde, um Heizkosten zu sparen, erfährt eine neue Bedeutung in der Coronakrise. Vor allem in den Schulen müssen die Zimmer vermehrt gelüftet werden, um das Ansteckungsrisiko zu mindern. Die Kinder lernen dabei en passant, dass es sich auch besser denken lässt mit frischer Luft. Und so denken sich wohl viele, die nun leicht fröstelnd hinter ihrer Maske im Durchzug sitzen, wie schön es sein wird zurück in der Normalität.

 

"Lost" ist das Jugendwort 2020. Das Wort erhielt bei einem von Langenscheidt initiierten Online-Voting mit 48 Prozent rund die Hälfte aller Stimmen.
"Lost" vor "Cringe" und "wild/wyld": wörtlich bedeutet das englische "lost" übersetzt "verloren". In der Jugendsprache ist damit jemand gemeint, der ahnungslos, unsicher oder unentschlossen ist.
Zwei weitere Begriffe standen zur Auswahl: "Cringe", das etwas Peinliches oder Unangenehmes meint, erreichte mit 28 Prozent Platz zwei. Für "wild/wyld", womit etwas Krasses oder Heftiges beschrieben wird, stimmten 24 Prozent. Insgesamt wurden laut dem Verlag seit dem Start des Votings Anfang Juni mehr als eine Million Stimmen abgegeben.

Quelle: ZHAW Angewandte Linguistik

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