Kugelsichere Rucksäcke?

Folgende Meldung aus den USA stimmt doch ein wenig nachdenklich: Etui, Schreibblock, Bücher – und eine Körperpanzerung: So rüsten viele amerikanische Eltern derzeit ihre Kinder aus. Vor dem Start des neuen Schuljahres in etlichen US-Bundesstaaten finden kugelsichere Rücksäcke reissenden Absatz. Denn nach den jüngsten Massenmorden ist die Stimmung besonders nervös.

Die Rucksäcke sollen wie eine Rüstung wirken und zumindest den Oberkörper des Kindes vor Patronen schützen. Dass viele amerikanische Eltern darauf anspringen, mag befremdlich wirken. Ihre Angst ist jedoch nicht unbegründet: In den letzten zwanzig Jahren hat die Zahl der Schiessereien und Amokläufe an US-Schulen deutlich zugenommen. Alleine 2018 musste die Polizei 97-mal einschreiten, weil in einem Kindergarten oder einer Schule eine Waffe zum Einsatz kam. In grossen Teilen der USA gibt es jährlich 180 Schultage. Das heisst also: Im Durchschnitt ereignete sich jeden zweiten Tag eine Schiesserei. Dabei wurden 56 Kinder und Jugendliche getötet und 109 weitere verletzt – beides Rekord.

Trotzdem gibt es Kritik. Die Hersteller würden mit den Ängsten der Eltern Profit machen, heisst es etwa. Und es werde eine falsche Sicherheit vorgetäuscht. Im Ernstfall nütze ein kugelsicherer Schulthek wenig, weil bei Massakern oft Sturmgewehre zum Einsatz kämen. Viele Eltern schickten ihre Kinder dank dem Rucksack mit einem besseren Gefühl in die Schule, entgegnen die Anbieter. Zudem bediene man nur einen Bedarf, der in den vergangenen Jahren nun mal stark zugenommen habe.

Ein trauriger Verkaufsschlager aus den USA, welcher bei uns hoffentlich nicht nötig sein wird! Wie würden Sie reagieren, liebe Leserinnen und Leser?

aus: bazonline, 12. August 2019

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